Zeitensprung!

Weltensprung! Zumindest, was die mobile Datenübertragung angeht.
Wir sind im deutschen Wattenmeer angekommen.
Datenübertragung funktioniert wieder problemlos. In Holland hatten wir unser Kontingent mit der Aktualisierung der elektronischen Seekarten und unserem eMail-Verkehr schnell verbraucht. Ganz ehrlich? In Frankreich hatte ich auch schlicht ein bisschen die Lust verloren. Davon musste ich mich erst noch erholen.

Zur Zeit liegen wir in Greetsiel (gegenüber der Insel Juist ), morgen geht's auf die Insel.
Der letzte Eintrag ist vom 29.6.2014 und schließt mit Bildern von der Rhône.
Von Anfang an war geplant, ganz bewußt den Gegensatz Mittelmeer versus Nordseeküste zu erleben. Zusätzlich plagte uns beide der zunehmend dringendere Wunsch, den heimatlichen Zahnartzt aufzusuchen.

Hier also ein Kurzabriss des Reiseverlaufes bis hierhin:
Am 18.7.2014 trafen wir in Mondorf bei Bonn ein. Die Route ging über Rhône, Saône, Rhein-Rhône-Kanal und Rhein. Die Rhône stellte sich weit unproblematischer dar, als sie in den "Revierführern" und den meisten Berichten geschildert wurde. Die durchschnittliche Strömung betrug zwischen 2-4 km/h, in den Schleusenkanälen vereinzelt für kurze Stücke auch mal bis zu 6 oder 7 km/h. Das aber nie länger als wenige 100 Meter! Die Übernachtungsmöglichkeiten hatten wir uns bei der Fahrt Rhône-abwärts notiert. So war es kein Problem, täglich zwischen mehreren Übernachtungsmöglichkeiten zu wählen. Mammutetappen waren schlicht unnötig. Ebenso war Tanken mit Möglichkeiten in Valence, Les Rôches de Condrieu, Lyon jeweils am Wasser möglich. Die Rhône haben wir von der Größe her zwischen Rhein und Mosel empfunden. Der Schiffsverkehr ist gemessen an Rhein und Mosel minimal! Man sieht pro Tag 5 bis 10 andere Schiffe.

Die Saône präsentierte sich wieder so freundlich und einladend wie bei der Fahrt gen Süden. Mit dem Rhein-Rhône-Kanal, bzw. Doubs befuhren wir eine neue Strecke. Auf der Hinfahrt hatten uns Ortskundige davon abgeraten, weil schon häufiger Boote wegen nicht ausreichender Wasserführung umdrehen mussten. Wir hatten eher das gegenteilige Problem! Der Kanal wurde vor Montbéliard wegen Hochwasser gesperrt. Die Weiterfahrt war erst nach Besichtigung der Problemstelle auf eigene Gefahr hin möglich.
(Der Rhein-Rhône-Kanal nutzt vielfach das Bett des Doubs. An einer Stelle quert der Kanal den natürlichen Lauf des Doubs, der Hochwasser führte, niveaugleich. Etwa 100 Meter unterhalb dieser Stelle ist der Doubs durch ein Wehr aufgestaut, das bei dieser Wasserführung aber nur noch durch eine große Welle zu erkennen war. Der Doubs floss an dieser Stelle mit ca. 8 km/h.)
Die Querung war für uns letztlich unproblematisch, da Naviculum mehr als ausreichend motorisiert ist. Weiter gings durch viele, viele Schleusen und dann ganz rasant den Rhein hinab. Aufgrund der ausgiebigen Regenfälle war der Wasserstand kurz unterhalb der Hochwassermarke II (= Schifffahrtssperre) und unser Tempo über Grund lag im Schnitt bei 20 km/h! 
Den Rhein befuhren wir in drei Tagen mit Übernachtungen in Karlsruhe und Bingen. Am dritten Tag nachmittags waren wir in Mondorf bei Bonn.

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Von dort ging es nach zahnärtztlicher Renovierung am 1.8.2014 weiter Richtung Schelde-Delta. Im Grevelingen wetterten wir am "Archipel" einen Sturm der Stärke 9 Beaufort ab. Auch anschließend blieb es oft sehr stürmisch, so dass wir über die Staande-Mast-Route und einem kurzen Abstecher nach Texel Richtung Wattensee bis hierher fuhren.

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Abschließend noch ein bisschen Statistik (alle Daten vom Start am 1.5.2014 in Brohl bis heute und hier in Greetsiel):

Reisetage (inklusive Unterbrechung): 122 Tage
Strecke: 1.997 Seemeilen bzw. 3.698 Kilometer
Schleusen: 371 Stück
Motorbetriebsstunden: 417 Stunden
Kraftstoffverbauch Gesamt: 989 Liter
Kraftstoffverbrauch/Std: 2,4 Liter

 

Und hier noch ein paar Bilder nach unserer kurzen heimatlichen Etappe:

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Dieses Gefährt empfing uns auf de Bijland an der deutsch/niederländischen Grenze.
Ein See, auf dem wir regelmäßig Rast machen und oft vor Anker übernachten.

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Ein Ort der Ruhe.

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Im Schelde-Delta

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Die "Manschaft" bei Sturm (Bft. 9)

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Windstärke: Siehe auf dem rechten Instrument, rechts unten! Beaufort 9! (75-88 km/h)

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Bei der Überfahrt von Delfzijl nach Greetsiel waren Sonne und heftiger Regen mehrfach dicht nebeneinander.

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Wat 'n Watt!

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Und noch mehr Watt.

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Die Fähre Emden-Borkum kam uns entgegen.

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Ebenso manch abenteuerlich aussehendes Konstrukt.

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Ein Schiff, wie aus dem Bilderbuch.

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Und hier noch mehr davon ;-) Greetsiel. (Naviculum im Hintergrund am Sportbootsteiger)

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Tief "Cristobal" schickt immer wieder dunkle Wolken. Wir blieben heute aber in der Sonne!

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Elkes Lieblingskuh.

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Meine Lieblingskuh. Gut geht's den beiden!

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Blick nach Juist. Morgen geht's rüber.

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Das Watt fasziniert mit seiner unheimlich abwechslungsreichen Eintönigkeit.
Es strahlt Ruhe und Macht aus.

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Zur Abwechslung werden dann solche bunten Dinger an den Rand des Watts gestellt.

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Und von der Landseite her sieht das dann so aus. ;-)

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Unser Lieblingssegel: Der "Drifter" oder "Code Zero".
Die Segelfläche des Drifters (44m²) ist fast doppelt so groß wie die der Genua (27m²) und macht Naviculum bei weniger
Wind richtig Beine!
 
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Nach oder neben Porquerolles haben es uns die Îles d'Embiez angetan. Wir haben sie erst auf dem Rückweg Richtung
Rhône entdeckt. Die Inselgruppe wurde vor Jahren von Paul Ricard (Produzent von Anisschnaps/Pastis) gekauft.
Er hat es in - nach unserer Wahrnehmung - gekonnter Manier geschafft, Mensch und Natur in Einklang zu bringen.

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Ankergrund zwischen den Îles d'Embiez

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Nach wem hält sie Ausschau?

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Unmittelbar neben schroffer, fast vertrockneter Natur, findet man solche Pracht.

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Das hat uns immer wieder fasziniert.

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Blick von der Hauptinsel zur unbewohnten südlichsten Insel des Archipels (mit Leuchtturm).

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Blick nach Südosten

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Schattenwesen?

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Nirgends haben wir so klares Wasser gesehen wie hier!

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Urtümliche Gesteinsformationen direkt am Strand.

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Ein örtlicher Fischer kurvt mit seinem fast bis zum ABSAUFEN voll geladenen "Bateau" durch die Klippen.
Bitte KEINE Wellen machen!


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ohne Worte

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Hier kann man ganz gut den Grund für die immer wieder auftretenden verheerenden Brände erkennen.
Die Bäume (Pinien) bilden unter Ihrem Gründach in einer Höhe von 1 bis 2 Metern einen etwa 1 Meter hohen Luftkorridor
aus. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie ein Brand durch Frischluftzufuhr im Untergeschoss regelrecht angefacht wird.

Da haben es auch die fliegenden "Fire-Fighter" schwer.

 

Nachfolgend weitere Eindrücke ohne große Worte.
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Wo drüber wird hier wohl nachgedacht?

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Auf einer kleinen Fläche wird hier mitten auf der Insel Wein angebaut. Im Sommer muß der Saft in den Trauben fast
kochen ...
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Wer hat das Licht angeknipst?

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Paul Ricard
Allenthalben stößt man auf "Verehrungen" des "Gründers".

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Im Hafen von Embiez (Saint Pierre)

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Die Bojen paddeln hier selbst zu ihrem korrekten "Standort" ;-)

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Die Mannschaft:

1. Offizier und Steuerfrau, 1. und oberster Schleusenmaat und Festmacher, 1. Sanitäter, 1. Funker, 1. Kanisterschlepper,
1. Proviantmeister, 1. Reiseleiter, 1. Fender- und Leinenmaat, Oberster Ankermaat, 1. und mitwirkender Mastaufsteller
und -leger, 1. und einziger Reisefotograf, ... 

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Da hatte es jemand zu eilig, wieder in den Hafen zu kommen!
Die Kurve 10 Meter weiter gefahren ...
... und alles wäre gut gegangen:

Das Wrack liegt in der Einfahrt in den Golf de Fos und damit vor Port Saint Louis.
Jetzt wird es auch höchste Zeit, etwas zu dem merkwürdigen Titel dieses Blogeintrages zu sagen.

Die Îles de Porquerolles sind der südlichste Punkte der Côte d'Azur und für uns der Umkehrpunkt
Richtung Norden gewesen. Wir haben in der wunderschönen Zeit hier unten festgestellt, dass wir
eindeutig eher Menschen des "Nordens" sind.

Dort ist es nicht so heiß (und wir waren jetzt nur im Mai und Juni hier.). Dort hat es meistens ein bisschen
zuverlässiger mehr Wind. Dort fühlt man sich nicht so von der Hitze "erschlagen" und ist weniger müde.
Darüber hinaus sind im Norden die Preise ein ganz, ganz kleines bisschen günstiger! ;-)

Weiterhin hilft einem der eine oder andere Guss bei der Reinhaltung des Decks und der Haare.
Braun gebrannt sind wir jetzt genug. Wir freuen uns auf den zweiten Teil unserer Reise im Norden.


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Demzufolge:
Der 1. Mastmaat hat das Niederlegen und Vertäuen des Mastes als ordnungsgemäß abgenommen.

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Ein letzter abendlicher Blick auf die erste Rhône-Schleuse in Port Saint Louis.

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Und er ist heilfroh, dass er dieses Mal die Rückfahrt im Beiboot sitzend erleben darf.

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Ein Blick zurück In der höchsten aller Rhône-Schleusen (Bollène - 22 Meter Hub)

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Mittlerweile sind wir nach 8 Schleusen im Hafen von Valence angekommen und haben bereits wieder
106 Meter über dem Meer erreicht.
Naviculum wird wieder zum Bergsteiger. ;-)

 

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Bis hierhin war die hellere Yacht  das größte, was wir bisher in einem Hafen hier am Mittelmeer gesehen hatten.
Die "kleine" Yacht im Vordergrund hatten dabei auch schopn eine Länge von circa 25 Metern. ...

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... und auf der anderen Seite vom Hafendamm:
Diese Idylle - ein altes Mütterchen am Strand.


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Hafenatmosphäre in Cassis

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Immer wieder betörend:
Die Wasserfarbe

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Es wird geschossen! ;-)

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Bei unserer Ankunft in Sanary-sur-mer großes Gejohle und schwere Böller!
Eine ganze Horde dieser liebevoll restaurierten kleinen Boote begleiteten das "Schlachtschiff" beim Auslaufen.

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Ehrlich? 
Viel gesegelt sind wir noch nicht. Ganze zwei schöne Segeltage. Sonst Schwachwind oder ein Hauch von Wind gegenan.
Jockel hat uns dann mit 1.250/min in die passende Richtung geschoben. Man hört ihn ja kaum.

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Spätestens hier war es um uns geschehen! Die verschiedenen Ankergründe rund um die Îles de Porquerolles hatten
es uns so angetan, dass wir Korsika von unserer "Zielliste" gestrichen haben. Zum einen war die Aussicht auf wahrscheinliche
20 Stunden Motorfahrt für die Distanz nach Korsika nicht so prickelnd, zum anderen haben wir uns entschieden, lieber
die bereiste Küste etwas intensiver zu erschnuppern, statt nur vorbei zu hasten.

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Wo kann man schon seinen eigenen Anker in 5 Meter tiefem Wasser so sehen?

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Und 23 C° laden zu erfrischendem Bad ein.

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Dabei gibt es genug faszinierendes in der Natur zu beobachten. Hier:
Die perfekte Tarnung von Jungmöwen bei ihren ersten Kletterpartien Richtung Meer.

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Wieder in Sanary-sur-mer!

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Elke hatten Zahnschmerzen geplagt. 
Da die Insel Porquerolles mit ihren 4 Dutzend Einwohnern zwar auf jede Menge Touris vorbereitet ist, aber kaum
einen Dentisten vorhält, ging es zurück nach Sanary-sur-mer. 

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Es war heiß dort!

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Seeeehr heiß!

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Aber noch nicht zu trocken.

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Solche Ankergründe hatten uns zu unserer Entscheidung bewegt.

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Bitte sehr! Möchten Sie das Unterwasserschiff inspizieren?

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Oder noch näher?

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Wenn das immer noch nicht überzeugte:
Jeden Morgen und jeden Abend gab es eine Gratisvorführung von "diesen tollkühnen Männern in ihren fliegenden Kisten".

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Die "Firefighter" trainieren in den geschützten Buchten das Aufnehmen von Wasser, um es dann im Fall des Falles 
zur Feuerbekämpfung über brennender Macchia abzuwerfen.

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In der Regel traten immer 3 Maschinen gleichzeitig auf. Teilweise passieren sie dabei ankernde oder fahrende
Yachten im Abstand von unter 100 Metern.
Beeindruckend!